Renate Greinert gab ihren Sohn 1985 zur Organentnahme frei.
Sie beschreibt ihre Einsichten aus dem Geschehenen:
Der Tod meines Sohnes hat mich in eine tiefe Krise geführt. Damals glaubte ich, dass auch für mich das Leben vorbei sei. Ich fühlte mich gefangen in tiefster Dunkelheit, bewegungslos. In dieser Zeit tiefster Bedrängnis habe ich mich ein einziges Mal so umfassend gehalten und geborgen gefühlt von einer Kraft, die so unendlich war, dass ich sie in Notzeiten immer noch
fühlen kann. Sie wurde zur Energiequelle, die mich wieder hinausführte ins Leben.
Gleichzeitig erlebte ich die Grenzen der Realität wie einen Schleier, der sich bewegte und ab und zu einen Blick in das Dahinter zuließ. Mit den Erfahrungen und Begegnungen hinter diesem Schleier und der Verankerung dieses Wissens in mein Leben und in die Realität, habe ich für mich eine neue Lebensdimension gewonnen, die mich auch den Tod meines Sohnes anders
sehen lässt. Diese 15 Jahre Leben, die er nur hatte, leben in mir und mit mir, sie sind für mich unsterblich geworden. Sie tun mir gut und ich erinnere mich gerne daran.
Konfliktfall Organspende
“Unversehrt sterben!
Der Kampf einer Mutter
von Renate Greinert
Mit einem Vorwort von Franco Rest
Als Kindle-Edition (eBook) erhältlich.
Rezension des Buches:
Dieses Buch ist in mehrfacher Hinsicht —politisch, medizinisch, juristisch und spirituell— ein wichtiges Buch.
Die Autorin lässt uns berührend und fesselnd – fast wie in einem persönlichen Gespräch- an ihrer Geschichte im Kampf gegen die Transplantationsmedizin(er) teilhaben. Wir erfahren zunehmend schockiert, betroffen und empört, was eine Organ-“Spende” eigentlich ist, nämlich die Organentnahme bei einem noch lebenden Menschen, der im Sterben liegt.
Im Falle ihres Sohnes ist sogar fraglich, ob wirklich alles getan wurde, um sein eigenes Leben zu retten und ob die Feststellung des Hirntodes korrekt verlief.
Wir erfahren zudem auch, mit welchem Mut und welcher Ausdauer sich die Autorin ihrer als tiefe Schuld empfundenen Fehlentscheidung stellt, ihren Sohn nicht im Sterben begleitet zu haben, sondern zuließ, dass er auf dem Operationstisch allein gelassen verstarb.
Die Autorin vermittelt leicht verständlich die medizinischen und rechtlichen Grundlagen, beleuchtet die Verkettung der Transplantationsmedizin mit der Pharmaindustrie und die Haltung der beiden christlichen Kirchen.
Wir erfahren die fundierte, wissenschaftlich belegte Meinung etlicher Kritiker der Transplantationsmedizin, darunter namhafte Mediziner, Philosophen, Theologen, Politiker, betroffene Angehörige und sogar auch einige Transplantierte.
Hilfe auf ihrem spirituellen Weg bei der Bewältigung dieses Traumas kam sowohl aus dem Christentum als auch durch das alte Wissen von Schamanen, die mit dem spirituellen Aspekt von Tod und Sterben tief vertraut sind und der Autorin wertvolle Unterstützung geben konnten.
Wir werden daran erinnert, dass der Tod zum Leben gehört und dass nicht alles, was medizinisch machbar auch automatisch ethisch vertretbar ist. Jeder Mensch, auch diejenigen, denen eine Organtransplantation vielleicht das Leben verlängern könnte und zu diesen kann jeder irgendwann gehören, sollte sich rechtzeitig, unabhängig und alle Aspekte beachtend mit diesem Thema auseinandersetzen, bevor er seine persönliche Entscheidung trifft.
Hierzu leistet das Buch einen wichtigen Beitrag.
Barbara von Lüpke, ARD