„Einseitig interessensgeleitete Informationspolitik“ – das Resumée von KAO zum Tag der Organspende 2024

In einem wah­ren Tsu­na­mi von Zei­tungs­ar­ti­keln, Hör­funk- und Fern­seh­sen­dun­gen ging es fast aus­schließ­lich um den Man­gel an Orga­nen und die ver­pass­te Gele­gen­heit, Leben zu ret­ten. Was bei die­sen Wer­be­bot­schaf­ten völ­lig aus­ge­klam­mert wird, sind die Belan­ge des Spen­ders und die Bedeu­tung der Hirn­tod­de­fi­ni­ti­on. Die Infor­ma­ti­on, dass bei einer geplan­ten Organ­ent­nah­me mas­siv in den Ster­be­pro­zess des Pati­en­ten ein­ge­grif­fen wird, fällt regel­mä­ßig unter den Tisch. Das geziel­te Weg­las­sen heik­ler Infor­ma­tio­nen scheint Stra­te­gie zu sein.

Weit­hin unbe­kannt ist zum Bei­spiel, dass bereits im Schock­raum „mög­li­che Organ­spen­der“ aus­fin­dig gemacht wer­den und vor­sorg­lich an die DSO gemel­det wer­den. Auch im Fall einer aus­sichts­lo­sen Pro­gno­se wird der schwer hirn­ver­letz­te Pati­ent trotz­dem maxi­mal­in­ten­siv wei­ter­be­han­delt. Wenn not­wen­dig auch reani­miert und so am Ster­ben gehin­dert. Nur so ist eine spä­te­re Organ­ent­nah­me rea­li­sier­bar. Das geschieht immer dann, wenn der Ster­ben­de, so die Richt­li­nie SPEN­DER­ER­KEN­NUNG der Bun­des­ärz­te­kam­mer „nach ärzt­li­chem Ermes­sen als Organ­spen­der in Fra­ge kommt.“ Erst wenn ein ein­deu­ti­ges NEIN zur Organ­spen­de vor­liegt, wer­den die­se bereits fremd­nüt­zi­gen Maß­nah­men zuguns­ten des spä­te­ren Organ-Emp­fän­gers ein­ge­stellt. Außer­dem wer­den vor einer geplan­ten Hirn­tod­un­ter­su­chung Schmerz- und Beru­hi­gungs­mit­tel abge­setzt. Der Grund: sie ver­fäl­schen die Dia­gnos­tik. Das Gegen­teil also zu einer pati­en­ten­ori­en­tier­ten, pal­lia­ti­ven Behand­lung, wie sie sich vie­le Men­schen am Lebens­en­de wün­schen und in ihren Pati­en­ten­ver­fü­gun­gen fest­ge­hal­ten haben.

Über all die­se Pro­ble­me liest man in der Pres­se zum „Tag der Organ­spen­de“ nichts. Auch nicht dar­über, dass der als hirn­tot dia­gnos­ti­zier­te Spen­der bei der Organ­ent­nah­me über Stun­den künst­lich beatmet und inten­siv­me­di­zi­nisch the­ra­piert wer­den muss. Droht wäh­rend die­ser Pro­ze­dur der Kreis­lauf zusam­men­zu­bre­chen, wird er auch am OP-Tisch wiederbelebt.

All das wis­sen die meis­ten Men­schen nicht, weil die­se Fak­ten fast nie Erwäh­nung fin­den. Inso­fern wird der wich­tigs­te Grund­satz der moder­nen Medi­zin, die „infor­mier­te Zustim­mung“, bewusst miss­ach­tet. Zumal die Gleich­set­zung von Hirn­tod und Tod in der Wis­sen­schaft zuneh­mend ange­zwei­felt wird. Auch ein Drit­tel der Mit­glie­der des Deut­schen Ethik­ra­tes hat in der Stel­lung­nah­me von 2015 Hirn­to­te nicht als Tote, son­dern als Ster­ben­de bezeich­net. Eine Organ­ent­nah­me hiel­ten die­se Ethik­rä­te ethisch und juris­tisch nur für gerecht­fer­tigt, wenn der Spen­der über alle ihn betref­fen­den Abläu­fe einer Organ­spen­de im Detail infor­miert ist. Genau­so wie über die aktu­el­le Kon­tro­ver­se um das Hirn­tod-Kon­zept in der Wissenschaft.

Das ist bis­her nicht gewähr­leis­tet. Auch nicht durch die staat­li­chen Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen. KAO hält eine ehr­li­che, alle Fak­ten umfas­sen­de Infor­ma­ti­ons­po­li­tik für drin­gend geboten.

Ver­tie­fend zum Thema:

Die­se Pres­se­mit­tei­lung auf OpenPR: