Es reicht! - Ein Kommentar von Renate Greinert

Ich bin es leid, seit 50 Jah­ren über die Bedeu­tung des Hirn­to­des im Leben und Ster­ben eines Men­schen belo­gen zu wer­den. Ich will nicht wei­ter mit Halb­wahr­hei­ten oder Wort­spie­le­rei­en ver­wirrt werden.

Ein Mensch, der alle Zei­chen des Lebens trägt, wie ein Leben­der behan­delt wird und jah­re­lang in die­sem Zustand exis­tie­ren kann, ist ein Lebender!

Ich möch­te Sicher­heit dar­über haben, dass, falls ich jemals in eine lebens­be­droh­li­che Situa­ti­on kom­me, kein Trans­plan­ta­ti­ons­be­auf­trag­ter die Mög­lich­keit hat, sich in mei­ne The­ra­pie ein­zu­mi­schen. Ich möch­te, dass man mei­nen Sta­tus als Pati­ent respek­tiert und nicht unge­fragt Unter­su­chun­gen an mir vor­nimmt, die mir nach­weis­lich scha­den, auch wenn Medi­zi­ner mei­nen, mit mei­nen Orga­nen das Leben von ande­ren Men­schen ret­ten zu kön­nen. Ich möch­te sicher sein, dass mei­ne Behand­lung immer eine pati­en­ten­zen­trier­te ist und nicht wech­selt in eine spen­der­zen­trier­te Behandlung.

Sind wir Men­schen tat­säch­lich Recy­cling­gü­ter, aus­tausch­bar, belie­big zusam­men­setz­bar von Medizinern?

Was ist pas­siert, dass ich heu­te die­se Fra­gen bzw. For­de­run­gen stel­len muss?

Es ist eine lan­ge Geschich­te, die vor 50 Jah­ren in Har­vard begann, als Medi­zi­ner die prag­ma­ti­sche Umdef­nie­rung des Todes beschlos­sen! Es geht um Macht, um All­machts­phan­ta­sien, um den Traum, den Tod zu besie­gen, es geht um viel Geld, gekop­pelt mit der Angst des Men­schen vor dem Tod.

Der Hirn­tod oder das Mär­chen von „Des Kai­sers neu­en Kleidern“

Har­vard vor 50 Jahren

Har­vard, Bos­ton 1968. Die Def­ni­ti­on des Hirn­to­des wird ins Leben geru­fen. Es gibt kei­ne neu­en wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se, nur eine neue, viel­ver­spre­chen­de medi­zi­ni­sche Mög­lich­keit: die Organ­über­tra­gung. Da aber jeder sei­ne Orga­ne selbst zum Leben not­wen­dig braucht, von wem soll­te man die hier­für benö­tig­ten Orga­ne neh­men? Von Toten viel­leicht? Das geht nicht, denn tote Men­schen haben auch tote Orga­ne, die kann man nie­man­dem erfolg­reich ein­pf­an­zen. Von so gut wie toten Men­schen? Viel­leicht Men­schen im tie­fen Koma? Dazu müss­te man glaub­haft machen, dass sie aus die­sem Koma nie mehr erwa­chen kön­nen! Man phi­lo­so­phiert vom „Tod der Per­son“, vom „Tod des Indi­vi­du­ums“ – und so wer­den bis dato leben­de Pati­en­ten umdef­niert in soge­nann­te Hirn­to­te, die gleich­ge­setzt wer­den mit Lei­chen, mit Ver­stor­be­nen. Statt den Tod natur­wis­sen­schaft­lich zu erfor­schen, phi­lo­so­phie­ren die Medi­zi­ner mehr schlecht als recht dar­über, was den Men­schen aus­macht, und maßen sich damit die Deu­tungs­ho­heit über Leben und Tod und die Per­sön­lich­keit des Men­schen an.

In Wirk­lich­keit sind soge­nann­te Hirn­to­te schwer trau­ma­ti­sier­te Pati­en­ten, die in der kri­tischs­ten Pha­se ihres Lebens sind. Sie brau­chen Zeit, zeit­ge­mä­ße Behand­lung und Ruhe, wenn sie den Kampf um ihr Leben gewin­nen sollen.

Doch vor 50 Jah­ren erkann­te die Trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zin auch, dass die­se Pati­en­ten, sofern man sie als tot def­nie­ren kann, ein her­vor­ra­gen­des Organ­re­ser­voir und Mil­lio­nen wert sind.

Der Medi­zi­ner, der letz­ten Endes immer der Ver­lie­rer im Kampf zwi­schen Leben und Tod war, konn­te nun einen Traum wahr wer­den las­sen, wur­de gott­gleich, macht­voll, war Star, berühmt, anerkannt.

Ein­zi­ger Wer­muts­trop­fen: Die­se Pati­en­ten waren und sind Extrem­fäl­le der Inten­siv­me­di­zin und kom­men in einem Kran­ken­haus viel­leicht ein bis zwei­mal im Jahr vor, mit abneh­men­der Ten­denz, weil Ver­kehrs­un­fäl­le mit bedroh­li­chen Fol­gen durch Ein­füh­rung der Helm – und Anschnall­pficht eben­falls abnehmen.

Aus die­sem Dilem­ma kam die Trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zin nie her­aus. Ein gna­den­lo­ser Kampf um die „Spen­der“ begann und hat heu­te gro­tes­ke Züge ange­nom­men. Inzwi­schen rekru­tie­ren Medi­zi­ner nicht nur Unfall­op­fer, son­dern u.a. sich im fina­len Zustand befin­den­de Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten, Men­schen mit Hirn­blu­tun­gen, Dro­gen­ab­hän­gi­ge, Alko­ho­li­ker, Obdach­lo­se, kran­ke und sehr alte Spen­der mit mar­gi­na­len, also min­der­wer­ti­gen Organen.

Har­vard heute

Har­vard Medi­cal School, Bos­ton 11. – 13. April 2018:
„Brain Death and the Con­tro­ver­si­al Case of Jahi McMath“.

Die wis­sen­schaft­li­chen Kapa­zi­tä­ten sind zu einer Kon­fe­renz zusam­men­ge­kom­men. Die Befür­wor­ter der Trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zin sind sehr besorgt. 50 Jah­re lang haben sie in ihrem eli­tä­ren Elfen­bein­turm unter sich dis­ku­tiert und nicht die Gesell­schaft beteiligt.


Inzwi­schen hat sich
die Erkennt­nis durch­ge­setzt:
Soge­nann­te Hirn­to­te sind bio­lo­gisch nicht tot,
son­dern leben­dig.
Dass sie juris­tisch als tot behan­delt wer­den
ist eine gesetz­li­che Hilfs­kon­struk­ti­on (legal fction),
damit Medi­zi­ner nicht des Mor­des oder Tot­schlags
bezich­tigt wer­den können.


Dies wird aber der Öffent­lich­keit so nicht mit­ge­teilt, son­dern man gibt aus Image­grün­den die phi­lo­so­phi­sche Gleich­set­zung des soge­nann­ten „Hirn­to­des“ mit dem bio­lo­gi­schen Tod als natur­wis­sen­schaft­li­che Tat­sa­che aus. Damit miss­braucht man die wis­sen­schaft­li­che Autorität.

Über Jahr­zehn­te hin­weg wur­de behaup­tet, dass der Orga­nis­mus des hirn­to­ten Pati­en­ten – auch künst­lich beatmet – bin­nen weni­ger Tage unwei­ger­lich zusam­men­bricht. Die­se Behaup­tung erwies sich als falsch. Inzwi­schen gibt es diver­se Pati­en­ten, die jah­re­lang im Koma über­leb­ten, Kin­der, die Krank­hei­ten ent­wi­ckel­ten, gesun­de­ten, in die Puber­tät kamen. Darf man sie des­halb in die­sem Schwe­be­zu­stand als Spen­der benut­zen und durch die Organ­ent­nah­me töten? „Ja, darf man“, sagt Robert Truog, Anäs­the­sie­pro­fes­sor und Direk­tor des Cen­ters of Bio­e­thics der Har­vard Medi­cal School, und plä­diert dafür, die Organ­ent­nah­me der Ehr­lich­keit hal­ber „jus­ti­fed kil­ling“ zu nen­nen „gerecht­fer­tig­tes Töten“. Die soge­nann­te „dead donor-rule“ (Tote-Spen­der-Regel) wol­len Truog, aber auch vie­le sei­ner Kol­le­gen auf­ge­ben. Gerecht­fer­tigt, aber wodurch? Aus­schließ­lich durch die infor­mier­te Zustim­mung des Organ­spen­ders selbst, mei­nen die Ver­tre­ter die­ser Posi­ti­on. Kri­tisch sieht das der Bio­ethi­ker Micha­el Nair-Coll­ins. Er legt schlüs­sig dar, dass man die­se infor­mier­te Zustim­mung man­gels seriö­ser, umfas­sen­der Auf­klä­rung nicht vor­aus­set­zen kann. Oder bezieht sich das „jus­ti­fed kil­ling“ auf die Trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zi­ner, die mit der Organ­über­tra­gung recht­fer­ti­gen, einen ande­ren Men­schen töten zu dür­fen? Ich bin erstaunt über die Chuz­pe von Truog und sei­nen Mit­strei­tern, denn ihnen ist klar, dass Pati­en­ten umge­bracht wer­den. Da kann man ihre Ehr­lich­keit noch so sehr bewundern!


Wenn also klar ist,
dass als hirn­tot dia­gnos­ti­zier­te Pati­en­ten
eben­de Men­schen sind
war­um haben sie dann kei­ne Rech­te mehr?
Darf die Medi­zin belie­big über sie ver­fü­gen,

sie behan­deln wie ein Stück Mate­rie?
Darf man sie allein bei Ver­dacht

auf einen mög­li­chen Hirn­tod
so behan­deln, dass nicht mehr ihre
son­dern nur noch
die Bedürf­nis­se der Organ­emp­fän­ger zäh­len?
Darf man in die­ser kri­ti­schen Pha­se

Schmerz- und Beru­hi­gungs­mit­tel ver­wei­gern
und ihnen nicht die nöti­ge Zeit geben,
sich zu erho­len oder in Ruhe unbe­hel­ligt zu sterben?


Ver­schwie­gen wird der Öfent­lich­keit die unbe­que­me Tat­sa­che, dass Organ­spen­der auf dem OP-Tisch bei der Ent­nah­me vita­ler Orga­ne künst­lich beatmet wer­den müs­sen und kreis­lauf­un­ter­stüt­zen­de Medi­ka­men­te erhal­ten, genau­so wie die not­wen­di­ge Gabe von mus­kel­ent­span­nen­den Mit­teln, vie­ler­orts auch Voll­nar­ko­sen. Man fürch­tet, dass sol­che Infor­ma­tio­nen poten­ti­el­le Spen­der ver­schre­cken könnten.

Was, wenn die Öffent­lich­keit erfährt, dass schon bei Ver­dacht auf einen mög­li­chen Hirn­tod organ­pro­tek­ti­ve Maß­nah­men zuguns­ten der poten­ti­el­len Emp­fän­ger begin­nen, Maß­nah­men, die bedeu­ten, dass nun die poten­ti­el­len Emp­fän­ger in dem Blick­punkt der Medi­zi­ner ste­hen und nicht mehr der eigent­li­che Pati­ent? Was, wenn – wie bereits gesche­hen – immer mehr Fehl­dia­gno­sen ans Tages­licht kom­men? Immer mehr „Hirn­to­te“, die trotz der angeb­lich sichers­ten Dia­gno­se der Welt ins Leben zurückkehren?

Was pas­siert, wenn sich der nor­ma­le Bür­ger – allen Wer­be­kam­pa­gnen zum Trotz – auf sei­nen gesun­den Men­schen­ver­stand besinnt und ein­fa­che, aber grund­sätz­li­che Fra­gen stellt:

Wie kann man von einer Lei­che leben­de Orga­ne bekommen?

Wie­so kann eine schwan­ge­re, als hirn­tot dia­gnos­ti­zier­te Frau ein gesun­des Kind aus­tra­gen oder ein als hirn­tot dia­gnos­ti­zier­ter Mann Kin­der zeu­gen? War­um muss ein Spen­der wäh­rend der Ent­nah­me sei­ner Orga­ne anäs­the­siert wer­den? War­um gibt man ihm vor­sorg­lich star­ke Schmerz­mit­tel wie das Opi­at Fen­ta­nyl, damit sein Blut­druck nicht entgleist?

Und nun der Fall von Jahi McMath, der klei­nen Afro-Ame­ri­ka­ne­rin, die vor 4 Jah­ren als hirn­tot dia­gnos­ti­ziert wur­de und deren Toten­schein danach in Kali­for­ni­en auf Grund die­ser Dia­gno­se aus­ge­stellt wur­de. Ihre Eltern brach­ten sie nach New Jer­sey, wo sie als Leben­de behan­delt wer­den konn­te. Nach Aus­sa­ge nam­haf­ter Medi­zi­ner wie des Neu­ro­lo­gen Prof. Alan Shew­mon lebt das Mäd­chen noch – bei künst­li­cher Beatmung und dia­gnos­ti­zier­tem Hirn­tod. Die Tat­sa­che, dass sie in die­sen 4 Jah­ren in ihrem Kran­ken­bett nicht ver­west ist, son­dern gewach­sen ist, in die Puber­tät kam und, wie Prof Shew­mon erklär­te, hohe Kos­ten ver­ur­sach­te, was eine Lei­che nicht tut, macht auch jedem medi­zi­ni­schen Lai­en deut­lich, dass der Tod, den wir alle ken­nen, offen­sicht­lich nicht ein­ge­tre­ten ist. Der Fall der leben­di­gen Toten Jahi McMath war bei der Hirn­tod-Kon­fe­renz in Har­vard im April 2018 ein gro­ßes Thema.

Die Kon­fe­renz in Har­vard mach­te klar, dass die Befür­wor­ter des Hirn­tod­kon­zepts des­we­gen sehr besorgt sind. Sie spre­chen schon lan­ge von einer soge­nann­ten „Lim­bo Line“, ange­lehnt an den Tanz unter der Lat­te aus der Kari­bik. Wird man ihnen noch glau­ben, wenn sie die Lat­te – statt tie­fer, wie­der ein Stück wei­ter ins Leben schie­ben? Eini­ge Wis­sen­schaft­ler wol­len wei­ter­hin schwei­gen, die ande­ren glau­ben, mit der Wahr­heit den Ver­trau­ens­ver­lust in die Medi­zin ver­hin­dern zu kön­nen. Den­noch ver­birgt sich hin­ter der Trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zin eine sau­be­re Eutha­na­sie­lö­sung und gleich­zei­tig ein mil­li­ar­den­schwe­res Geschäft. „It’s a very slip­pery slo­pe we are on“, Prof. Gre­er, Neu­ro­lo­ge, Har­vard 12. April 2018

Deutsch­land heute


Anschei­nend völ­lig unbe­rührt von
der aktu­el­len
inter­na­tio­na­len wis­sen­schaft­li­chen
Kri­tik am Hirn­tod­kon­zept
fordern in Deutsch­land
Trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zi­ner
die Ein­füh­rung der Wider­spruchs­re­ge­lung.
Das heißt, jeder ist Organ­spen­der,

es sei denn,
er doku­men­tiert sei­nen Widerspruch.


Die Trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zin spe­ku­liert dar­auf, dass die wenigs­ten sich als Nicht-Spen­der regis­trie­ren las­sen wer­den. Durch sin­ken­de Spen­der­zah­len doku­men­tiert die Gesell­schaft deut­lich, dass sie weder als Pati­ent noch als Ange­hö­ri­ger „spen­den“ will. Ver­mut­lich sind vie­le erst ein­mal für die Organ­spen­de, weil es zunächst nichts zu kos­ten scheint und man im Not­fall auf ein Organ hofft.

3. Mai 2018, Han­no­ver, Nie­der­säch­si­scher Land­tag
Ent­wurf eines Geset­zes zur Aus­füh­rung des Trans­plan­ta­ti­ons­ge­set­zes und zur Ände­rung des Kam­mer­ge­set­zes für die Heil­be­ru­fe.
Gesetz­ent­wurf der Lan­des­re­gie­rung – Drs. 18/483.

Es geht dar­um, die Kom­pe­ten­zen des Trans­plan­ta­ti­ons­be­auf­trag­ten zu erwei­tern, sei­ne Arbeit ent­spre­chend zu ver­gü­ten und sich der Unter­stüt­zung der Kran­ken­häu­ser zu ver­si­chern. Der Trans­plan­ta­ti­ons­be­auf­trag­te soll

(1) früh­zei­tig an allen Ent­schei­dun­gen, die die Organ- und Gewe­be­spen­de betref­fen, betei­ligt werden,

(2) jeder­zeit zu allen für die Organ- und Gewe­be­spen­de rele­van­ten Berei­chen des Kran­ken­hau­ses, ins­be­son­de­re zu den Inten­siv­sta­tio­nen, Zugang erhalten,

(3) Ein­blick in die ent­spre­chen­den Kran­ken­ak­ten der poten­zi­el­len Organ- und Gewe­be­spen­der erhal­ten, soweit es für eine Organ- oder Gewe­be­spen­de erfor­der­lich ist


Es han­delt sich hier
um sen­si­ble, per­so­nen­be­zo­ge­ne
medi­zi­ni­sche Daten,
die nicht ohne wei­te­res
an Drit­te wei­ter­ge­ge­ben wer­den dürf­ten,
insbe­son­de­re
nicht zu fremd­nüt­zi­gen Zwecken.


Es kann nicht ein­fach ange­nom­men wer­den, dass der Pati­ent in die Wei­ter­ga­be sei­ner medi­zi­ni­schen Daten an den Trans­plan­ta­ti­ons­be­auf­trag­ten ohne wei­te­res ein­wil­ligt, da es nicht um sei­ne Behand­lung geht, son­dern um die eines Frem­den, und für ihn dar­aus kein Nut­zen resultiert.

Der Pati­ent ist als mög­li­cher Organ­spen­der immer noch Pati­ent und hat sei­ne Rech­te. Grund­sätz­lich soll­ten nur dann medi­zi­ni­sche Daten an Drit­te (an den Trans­plan­ta­ti­ons­be­auf­trag­ten, die Deut­sche Stif­tung Organ­trans­plan­ta­ti­on, Euro­trans­plant etc.) wei­ter­ge­ge­ben wer­den, wenn der Pati­ent oder des­sen Bevoll­mäch­tig­ter dazu befragt wur­den und das Ein­ver­ständ­nis hier­für erteilt haben oder zumin­dest eine Ein­ver­ständ­nis­er­klä­rung zur Organ­spen­de, z.B. in Form eines Organ­spen­de­aus­wei­ses oder einer Pati­en­ten­ver­fü­gung vorliegt.

Bei der früh­zei­ti­gen Wei­ter­ga­be medi­zi­ni­scher Daten von poten­ti­el­len Organ­spen­dern han­delt es sich um Daten von noch leben­den Per­so­nen, bei denen der Hirn­tod noch nicht dia­gnos­ti­ziert wor­den ist. Die­se schwer­kran­ken Pati­en­ten unter­schei­den sich recht­lich und hin­sicht­lich des Daten­schut­zes nicht von ande­ren Patienten.

Von den in den Land­tag gela­de­nen Spre­chern hat­ten knapp die Hälf­te abge­sagt. Der ein­zi­ge kri­ti­sche Bei­trag der „Kri­ti­schen Auf­klä­rung über Organ­trans­plan­ta­ti­on e.V.“ wur­de unter­bro­chen durch das Kaf­fee­an­ge­bot. Inter­es­sant! Auch die Kri­tik, beim zwei­ten Ver­such den Vor­trag fort­zu­set­zen, war nicht will­kom­men. Der Red­ner wur­de gemahnt. Will­kom­me­ne Red­ner waren die, die baga­tel­li­sier­ten, sich auf­hiel­ten bei Neben­kriegs­schau­plät­zen, oder die noch mehr for­der­ten, z.B. es den Hol­län­dern gleich zu tun, oder die dar­auf hin­wie­sen, wel­che para­die­si­schen Zustän­de in Ame­ri­ka herr­schen. „Da hat man kei­nen Organ­man­gel! Da hat man doch all die Dro­gen­to­ten…“ so Prof. Haverich, Medi­zi­ni­sche Hoch­schu­le Hannover.

10 000 suchen laut War­te­lis­te ihr ver­meint­li­ches Heil in einem „neu­en“ Organ, damit ver­sucht man die Gesell­schaft zu erpres­sen. 10 000 Men­schen, das sind 0,0125 % der Bevölkerung.

Darf ihr Zustand von den Ärz­ten, Poli­ti­kern und der Phar­ma­in­dus­trie benutzt wer­den, um die Kul­tur, Ethik, Moral und vor allem die Rech­te von uns allen so zu verändern?

Und des­halb reicht es mir jetzt. Ich bin frus­triert über so viel Ober­fäch­lich­keit von Poli­ti­kern, ja Des­in­ter­es­se. Da urtei­len Abge­ord­ne­te über Leben und Tod von Men­schen! Ich kann ihnen nicht mehr abneh­men, dass sie je etwas von Har­vard gehört haben, geschwei­ge denn von der gera­de statt­ge­fun­de­nen Kon­fe­renz. Ich bezwei­fe­le, dass sie umfas­send infor­miert sind und Zusam­men­hän­ge erken­nen in dem Gewirr von Lügen, Halb­wahr­hei­ten und Wort­spie­le­rei­en. Die Mär, dass bei uns in Deutsch­land alles anders ist, las­se ich nicht mehr gel­ten. Ein Blick in Fach­zeit­schrif­ten genügt, um zu begrei­fen, dass hier ein inter­na­tio­na­les Spiel gespielt wird. Ich las­se mich nicht mehr wei­ter verdummen.

Ich for­de­re eine Dis­kus­sio­nen in der Gesell­schaft, um etwas Unbe­grei­fi­ches zu verstehen:

Sind wir Men­schen tat­säch­lich Recy­cling­gü­ter, aus­tausch­bar, belie­big zusam­men­setz­bar von Medizinern?