KAO Pressemitteilung zum Tag der Organspende 2021

Nach dem Schei­tern der Wider­spruchs­re­ge­lung in Deutsch­land (2019) geht das trans­plan­ta­ti­ons­me­di­zi­ni­sche Enga­ge­ment für eine Locke­rung der Regeln zur Durch­füh­rung der Organ­ge­win­nung wei­ter. Auch hin­ter dem vom Deut­schen Bun­des­tag ver­ab­schie­de­ten „Gesetz zur Stär­kung der Ent­schei­dungs­be­reit­schaft bei der Organ­spen­de“ vom 16. März 2020 steht der Satz: „Wir haben zu wenig Orga­ne!“ – ein wah­res ‚Tot­schlag­ar­gu­ment‘ für die betrof­fe­nen Men­schen mit schwe­ren Hirn­schä­di­gun­gen, denen ein wür­de­vol­les Ster­ben im Rah­men einer pal­lia­ti­ven The­ra­pie und in Beglei­tung ihrer Ange­hö­ri­gen vor­ent­hal­ten blei­ben muss, soll­ten sie sich für eine Organ­spen­de bereit erklären. 

Denn: Eine Organ­spen­de setzt Stun­den oder gar Tage bereits vor Ein­tritt des Hirn­ver­sa­gens („Hirn­tod“) bis zu dem im Ope­ra­ti­ons­saal zu erlei­den­den Herz­tod eine inten­siv­me­di­zi­ni­sche Maxi­mal­the­ra­pie an Schläu­chen vor­aus, die selbst mecha­ni­sche und medi­ka­men­tö­se Reani­ma­ti­ons­maß­nah­men zwecks Rea­li­sie­rung der Organ­spen­de ein­schlie­ßen kann. Ein Ster­ben auf der Inten­siv­sta­ti­on im Rah­men einer pal­lia­ti­ven The­ra­pie, im Bei­sein der Fami­lie ist dann nicht mög­lich. An Stel­le der auf­wän­di­gen PR-Kam­pa­gnen for­dert KAO eine trans­pa­ren­te, umfas­sen­de Auf­klä­rung über die Bedin­gun­gen des Ster­bens bei einer Organ­spen­de. Auch dar­über, dass bereits VOR der Hirn­tod­fest­stel­lung bei noch nicht ein­ge­tre­te­nem Hirn­ver­sa­gen mit der spe­zi­el­len ‚organ­pro­tek­ti­ven‘ The­ra­pie von Pati­en­ten, die als Organ­spen­der in Betracht kom­men, begon­nen wird. Die­se inten­siv­me­di­zi­ni­schen Maß­nah­men sind fremd­nüt­zig, sie die­nen aus­schließ­lich dem Zweck der Organ­ge­win­nung und nicht dem Wohl von ster­ben­den Pati­en­ten mit einer schwe­ren Hirn­schä­di­gung (z.B. Schlag­an­fall, Hirn­blu­tung, Kopf­ver­let­zung, Hirn­tu­mor). Medi­zin­recht­ler und ‑ethi­ker sowie der Deut­sche Ethik­rat for­dern, dass die­ser hoch­sen­si­ble Bereich drin­gend gesetz­lich zu regeln ist und eine öffent­li­che Auf­klä­rung für eine ent­spre­chen­de Ent­schei­dungs­fä­hig­keit statt­fin­den muss. Denn die „organ­pro­tek­ti­ve Inten­siv­the­ra­pie“ beginnt VOR der Hirn­tod­fest­stel­lung, also in der letz­ten Lebens­pha­se eines Men­schen, der noch in vol­lem Umfang den in der deut­schen Ver­fas­sung zuge­si­cher­ten Schutz des Lebens­grund­rechts (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG) genießt. Die­se Vor­ge­hens­wei­se ver­deut­licht, dass der soge­nann­te Organ­spen­de­pro­zess kei­nes­wegs – wie es auf Spen­der­aus­wei­sen heißt – „nach mei­nem Tod“ beginnt.